Kunststoffgeflecht

Die Ent­ste­hungs­ge­schich­te von Polyrat­tan /​ Kunst­stoff­ge­flecht

In den 80er Jah­ren kam der ehe­ma­li­ge Fuß­ball­pro­fi-Tor­wart Robert Dekey­ser auf die Idee Rat­tan­mö­bel auf Basis von sythe­tisch her­ge­stell­ten Ratt­an­fa­sern zu pro­du­zie­ren. Hier­für führ­te er eine Wei­ter­ent­wick­lung der Poly­ethy­len-Rezep­tur sei­nes Vater durch. Sein Vater setz­te die alte Rezep­tur für die Fer­ti­gung von Hen­keln für Wach­ma­schi­nen­trom­meln ein. Dekey­ser grün­de­te 1990 das ers­te Out­door­mö­bel­un­ter­neh­men DEDON ver­kauf­te sei­ne letz­ten Antei­le jedoch Ende 2016. Dedon ist noch heu­te in dem Bereich der hoch­wer­ti­gen und hoch­prei­si­gen Gar­ten­nmö­bel sehr erfolgreich. 

Polyrat­tan ist das per­fek­te Mate­ri­al für sehr beque­me und stra­pa­zier­fä­hi­ge Möbel. Dem Mate­ri­al­mix liegt hoch­wer­ti­ger Kunst­stoff als Basis zugrun­de, was es enorm viel­sei­tig und wit­te­rungs­be­stän­dig macht. Polyrat­tan­mö­bel sind in vie­len ver­schie­de­nen Far­ben und Struk­tu­ren erhältlich.

Wie bereits zuvor gese­hen gibt es eine gro­ße Viel­falt an For­men und Aus­füh­run­gen im Bereich Kunst­stoff­ge­flecht.
Ein wei­te­rer Qua­li­täts­un­ter­schied sind die unter­schied­li­chen Ober­flä­chen­struk­tu­ren. Güns­ti­ge Geflech­te wei­sen eine über­wie­gend glat­te Ober­flä­chen­struk­tur auf und sind zudem meist ein­far­big. Höher­wer­ti­ge Geflech­te sind oft mehr­far­big chan­gie­rend und wei­sen eine natür­li­che­re Hap­tik im Gegen­satz zu den güns­ti­gen, glat­ten Struk­tu­ren auf. Zum Teil wer­den die Gefech­te auch auf­ge­raut um eine noch natür­li­che­re Struk­tur zu erschaffen.

alle Sie­na Gar­den Gar­di­no® Geflech­te erfül­len eine UV Bestän­dig­keit von 2000 UV Stun­den. Ande­re Geflech­te lie­gen z.T. nur bei 1000 UV Stun­den oder weni­ger. Auch H. Gaut­zsch ver­treibt Geflech­te mit gerin­ge­rer Halt­bar­keit, die­se dann jedoch vor­wie­gend als Gar­da­mo /​ Pro­mo gela­bel­te Ware um die Mar­ke auf­grund nicht halt­ba­rer Qua­li­täts­stan­dards nicht zu beschädigen

Preis vs. Arbeit

Preis­un­ter­schie­de im Bereich von Geflecht­mö­beln, ent­ste­hen unter ande­rem auch durch den Auf­wand an Arbeits­zeit um die Geflech­te zu flechten/​verarbeiten.

Ein­fach zu erken­nen Sind Unter­schie­de in der Sta­bi­li­tät der Flech­tung. Eini­ge Pro­du­zen­ten spa­ren sich hier und da einen Strang Geflecht um so Mate­ri­al zu spa­ren. Dadruch wird die geflech­te­te Flä­che aber leicht insta­bil und man kann das Geflecht sehr leicht aus­ein­an­der zie­hen, bzw. ein­zel­ne Faser­strän­ge sehr leicht hochziehen.
Ein gro­ßer Vor­teil einer sta­bi­len, straf­fen Flech­tung ist die Gesamt­halt­bar­keit. Reißt z.B. eine Faser, bleibt das Geflecht wei­ter­hin sta­bil und fängt nicht an sich “auf­zu­rib­beln” (ähn­lich einem Faden bei einem Klei­dungs­stück). Hier spielt auch die Aus­füh­rung /​ Form des Geflechts eine wich­ti­ge Rol­le. Natür­lich sind dicke­re Fasern sta­bi­ler und stra­pa­zier­fä­hi­ger als ganz dün­ne, fla­che Fasern. 

Noch­mal zum The­ma Arbeits­zeit:
Möbel die eine ungleich­mä­ßi­ge Flech­tung bzw. ein schie­fes Flecht­bild auf­wei­sen sind auto­ma­tisch ein Zei­chen für min­de­re Qua­li­tät.
In die­sen Fäl­len:
• sind die Flech­ter nicht gut aus­ge­bil­det
• wird kein Wert auf Qua­li­tät gesetzt
• wird kei­ne gründ­li­che Qua­li­täts­kon­trol­le durch­ge­führt
• soll durch Mate­ri­al­ein­spa­run­gen Geld gespart war­den, was wider­rum zu so einer
gerin­ge­ren Qua­li­tät führt.

Ein ein­fa­cher Test:
•Prü­fen Sie ob Sie das Geflecht fast wider­stands­los aus­ein­an­der zie­hen kön­nen
• Prü­fen Sie ob Sie ein­zel­ne Strän­ge des Geflechts mit einem Fin­ger pro­blem­los bis zu 1
cm hoch zie­hen kön­nen
• Drü­cken Sie mit der fla­chen Hand auf die Sitz­flä­che und schau­en wie weit das
Geflecht nach­gibt
• Set­zen Sie sich ohne Kis­sen auf das Möbel und prü­fen wie weit Sie ein­sin­ken. Das
Geflecht soll­te nicht mehr als 2–3 Zen­ti­me­ter nachgeben

Prei­si­lich unter­schei­den sich alle Geflecht­for­men von­ein­an­der. Eini­ge lie­gen eng bei­ein­an­der, ande­re gehen preis­lich weit aus­ein­an­der.
Flach und Flat twin, sind z.B. nahe­zu preis­gleich (in glei­cher Qua­li­täts­stu­fe).
Letzt­end­lich erge­ben sich die Preis­un­ter­schie­de aus:
Der Art und Güte/​Qualität des ver­wen­de­ten Mate­ri­als. Hier wird wie­der unter fol­gen­den wei­te­ren Punk­ten unter­schie­den:
UV Bestän­dig­keit
neu­es Mate­ri­al vs. Recy­cling­ma­te­ri­al
Farb­in­te­si­tät (dun­kel ist im Pro­duk­ti­ons­pro­zess nor­mal­ler Wei­se teu­rer als hell – ähn­lich wie auch bei Wand­far­ben oder Lacken)
b. aus der Men­ge des ver­wen­de­ten Mate­ri­als – dies Spielt sich dann in Fes­tig­keit und Gewicht des Mate­ri­als aus

Zusammenfassung Qualitätsmerkmale:

  • Halt­bar­keit
    a. Qua­li­tät des ver­wen­de­ten Kunst­stof­fes
    b. Ver­ar­bei­tung des ver­wen­de­ten Kunststoffes 

2. Reiß­fes­tig­keit
a. Kunst­stoff­ge­flecht­fa­sern sind fast aus­nahms­los sehr reiß- und zug­fest
b. hier spielt die Stär­ke und die Form des Mate­ri­als die aus­schlag­ge­ben­de Rol­le
c. die durch­schnitt­li­che Belas­tungs­gren­ze für Kunst­stoff­ge­flecht­fa­sern liegt bei ca.
10 Kg
d. im Bereich der Sitz­flä­chen wer­den zudem häu­fig gedreh­te Kunst­stoff­fa­ser­strän­ge
unter die Sitz­flä­che gefloch­ten, um somit noch mehr Sta­bi­li­tät und Sicher­heit zu
gewähr­leis­ten. Durch das Ver­flech­ten meh­re­rer Fasern zu einem Strang kann hier
Belas­tun­gen von über 100 Kg stand­ge­hal­ten werden. 

3. UV Bestän­dig­keit 1.Es gibt kei­nen Kunst­stoff der ewig sta­bil bleibt wenn er dau­er­haf­ten Wit­te­rungs­ein­flüs­sen aus­ge­setzt ist. Durch den Ein­fluss von Son­ne und Wit­te­rung sowie Tem­pe­ra­tur­schwan­kun­gen wird jeder Kunst­stoff lang­fris­tig sprö­de oder brü­chig und ver­liert an Far­be bzw. ver­blasst. 2.Momentan gibt es die ver­schie­dens­ten Qua­li­tä­ten am Markt. Wann also wel­che Faser anfängt abzu­bau­en ist unge­wiss. 3.UV Bestän­dig­keit wird in Stun­den gemes­sen. Hier star­ten die wenigs­ten „No Name“ Geflech­te bei 300–400 Stun­den und enden die Pre­mi­um Geflech­te bei über 3000 Son­nen­stun­den Halt­bar­keit. Im Schnitt hal­ten die meis­ten Geflech­te bei „nor­ma­ler Nut­zung im Pri­vat­be­reich 6–8 Jah­re. Schlu­ßend­lich hängt es aber hier auch davon ab, wie lan­ge die Möbel tat­säch­lich der Son­ne aus­ge­setzt sind. ● 1.In Deutsch­land betrug die durch­schnitt­li­che Anzahl von Son­nen­stun­den im lang­jäh­ri­gen Mit­tel 2017/​2018 ca. 1100 Stun­den in den Mona­ten von April bis Sep­tem­ber. Die­se Zeit über ste­hen die Möbel über Tag natür­lich nicht die gan­ze Zeit in Son­ne 4.Lagert man die Möbel bei Nicht-Nut­zung an einem schat­ti­gen Plätz­chen, bzw. deckt die­se mit einer vor UV-Strah­len schüt­zen­den Schutz­hül­le ab, ist eine lan­ge Halt­bar­keit der Möbel gewähr­leis­tet. 5.Besonders im Win­ter soll­ten die Möbel vor Son­ne geschützt und tro­cken bzw. unter einer atmungs­ak­ti­ven Schutz­hül­le gela­gert wer­den um die Lebens­dau­er der Gar­ten­mö­bel zu verlängern. ● 

4. Elas­ti­zi­tät 1.Die Kunst­stoff­ge­flecht­fa­sern der hoch­wer­ti­gen Mar­ken­her­stel­ler zeich­nen sich durch ste­ti­ge Fle­xi­bi­li­tät bei gleich­zei­ti­ger Sta­bi­li­tät und Straff­heit aus. Dies kann durch eine gerin­ge Wär­me­aus­deh­nung gewähr­leis­tet wer­den. 1.Rehau Fasern von einem Meter Län­ge deh­nen sich bei Erhit­zung von 0 auf 60 Grad Cel­si­us (wie z.B. durch Son­nen­ein­strah­lung) um nur 4mm aus. 2.Die glei­che Faser hat eine Ver­sprödungs­tem­pe­ra­tur von unter minus 70 Grad Cel­si­us. D.h. dass das Geflecht erst bei Tem­pe­ra­tu­ren unter minus 70 Grad Cel­si­us bei Belas­tung anfan­gen wür­de zu bre­chen. 3.Eine Halt­bar­keit der Fasern einen nor­ma­len euro­päi­schen Win­ter über, stellt also kein Pro­blem dar. Ach­ten Sie dar­auf die Fasern bei kal­ten Tem­pe­ra­tu­ren nicht zu belas­ten, da Beschä­di­gun­gen ansons­ten nicht aus­zu­schlie­ßen sind. 

5. Che­mi­sche Resis­tenz 1.Kunststoffgeflecht wel­ches von Mar­ken­her­stel­lern ver­wen­det wird, ist im Nor­mal­fall auf die Reak­ti­on mit Son­nen­creme, Salz- und Chlor­was­ser getes­tet. Reak­tio­nen von dem Kunst­stoff­ge­flecht mit den v.g. Mate­ria­li­en sind nicht zu erwar­ten. 2.Einige Her­stel­ler Garan­tie­ren auch die Kon­for­mi­tät des ver­wen­de­ten Kunst­stof­fes zu der REACH-Ver­ord­nung (Regis­tra­ti­on, Eva­lua­ti­on, Aut­ho­ri­sa­ti­on and Rest­ric­tion of Che­mi­cals à Regis­trie­rung, Bewer­tung, Zulas­sung und Beschrän­kung von Che­mi­ka­li­en). Es han­delt sich hier um die EU Che­mi­ka­li­en­ver­ord­nung (EG) Nr. 19072006, in der gere­gelt ist wel­che Grenz­wer­te bestimm­ter Inhalts­stof­fe nicht über­schrit­ten wer­den dürfen. 

6. Feuch­tig­keits­re­sis­tenz 1.Kunststoffgeflechte sind unemp­find­lich gegen Regen, Was­ser und Tau da sie kei­ner­lei Feuch­tig­keit auf­neh­men, eben­so wie nahe­zu jeder ande­re Kunst­stoff. 2.Um die Halt­bar­keit der Möbel zu ver­bes­sern, soll­ten Sie die­se jedoch in den Herbst- und Win­ter­mo­na­ten vor Wit­te­rungs­ein­flüs­sen schützen. 

Herkunft

Die Qua­li­tät von Geflech­ten unter­schei­det sich auch durch die Her­kunft. Einin­ge Her­stel­ler pro­du­zie­ren ihr Geflecht selbst, ande­re kau­fen es von pro­fes­sio­nel­len Geflecht­her­stel­lern mit  fest­ge­leg­ten Qualitätsstandards.

Auch wo die Geflech­te her­ge­stellt wer­den spielt hier­bei eine Rol­le. Geflech­te aus Indo­ne­si­en sind in den meis­ten Fäl­len die, mit der bes­ten Qua­li­tät da hier vor­wie­gend Mar­ken­wa­re gro­ßer Her­stel­ler ver­wen­det wird.

Eine gute Qua­li­tät ist zudem aus Tei­len von Viet­nam und aus den süd­li­chen Berei­chen Chi­nas zu beziehen. 

Je wei­ter man hier in den Nor­den kommt, des­to mehr nimmt die Qua­li­tät der Geflech­te im Nor­mal­fall wei­ter ab.

Marken und Begrifflichkeiten

Kunst­stoff­flecht­draht
Polyrat­tan – Wort­bil­dung aus Poly­ethy­len (Grund­ma­te­ri­al) und Rat­tan (Optik)
Kunststoffrattan
Kunst­stoff­ge­flecht in Rattanoptik

Mar­ken:
Gar­di­no® Geflecht von Sie­na Garden
Bes­ta­lon-Faser von BEST
Win­tech-Faser von Sieger
Miro­tex-Faser von MBM

Mar­ken­her­stel­ler Kunststoffgeflecht:
Rehau
Viro
Hularo
Sunloom
Wintech
Ago
Ecolene

Ech­ter Rat­tan ist übri­gens ein Natur­pro­dukt das aus der Rat­t­an­pal­me gewon­nen wird. Das Mate­ri­al ist für den Außen­be­reich wenig bis gar nicht geeig­net da es unter Wit­te­r­un­s­gein­flüs­sen wie Son­ne und Regen schnell an Optik ver­liert. Es wird porös, ver­färbt sich und wird somit insta­bil. Län­ger als ein Jahr kann die­ses Mate­ri­al unge­schützt im Außen­be­reich nor­ma­ler­wei­se nicht überstehen.